Schaf, Ohr, Marke: Diese drei Worte sind der Ausgangspunkt für ein Kulturprojekt, das die Segnungen des Schafes über die Jahrhunderte innovativ beleuchtet.
Angefangen hatte alles mit den Aufzeichnungen von Schafsohrmarken (aus dem Archiv von Lukas H. Schmiderer). Die hatte die Tanzpädagogin und Volkskundlerin Ilka Peter ab den 1930er Jahren im Pinzgau festgehalten. Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter beschäftigten sich damit, und ihr Neugierde war geweckt. „Uns wurde immer mehr bewusst, wie das Schaf und seine Gaben die Menschheit geprägt haben und immer noch prägen“, so die TAURISKA-Geschäftsführer in Neukirchen/Gr.Ven., die weiter recherchierten. Entstanden ist daraus ein breit angelegtes, von der Leaderregion Nationalpark Hohe Tauern gefördertes Projekt mit dem Titel „SchafOhrMarke“, das die ganze Vielfalt dieses Nutztieres aufzeigen soll.
So wird die Autorin Susanne Rasser in Rauris viele Interviews mit (ehemaligen) Schafhaltern, -hütern und -bauern führen und mit den SchülerInnen eine online-Schreibwerkstatt betreiben. Fäden aus Schafwolle will der Salzburger Künstler Karl Hartwig Kaltner im Kammerlanderstall in Neukirchen/Gr.Ven. sowie an einem sakralen Ort in Salzburg vom Plafond herabhängen lassen und die BesucherInnen durch dieses Woll-Labyrinth leiten. Dies, um den Kern der christlichen Tradition bewusst zu machen: Dass nämlich Jesus das „Lamm Gottes“ ist, welches „die Sünden der Welt hinwegnimmt“. Auf diesen Aspekt wird auch die Künstlerin Katharina Zlöbl in ihrer Malerei eingehen, während der Performancekünstler Peter Fritzenwallner das Geläute der Vierbeiner für eine Kunstaktion nützt.
Ein Filz-Workshop ist im Salzburger Wollstadel in Bramberg geplant. Eine kleine (Schäfer-)Pastorale von Wolfgang Amadeus Mozart nimmt sich wiederum der Salzburger Musik- und Tanzwissenschafter Michael Malkiewicz vor, der auch sonst viel Wissenswertes an den Tag bringt. Etwa, dass das Fett der Schafwolle (Lanolin) während der Stillzeit die Brustwarze heilt und schützt. Gemeinsam mit dem Direktor der Landwirtschaftlichen Fachschule in Bruck/Gl. Str., Christian Dullnigg, wird er auch die Interviews auswerten, die die SchülerInnen mit Eltern und Großeltern über die Schafehaltung von einst und jetzt führen. Köstliches Schaffleisch gibt es bei den Nationalpark-WirtInnen und ebenso bei Rudi Pichler, der es mit einem Schaukochen samt Kurzfilm verbindet. Für den schlüpft der Haubenkoch in die Rolle eines Schäfers früherer Zeiten, während Simon Tasek, der Regisseur von „Lehrling der Zeit“, filmt. Mit den wahren Schäfern der Hohen Tauern und auch außerhalb gibt es jede Menge Erfahrungsaustausch. So etwa über die grenzüberschreitende Wanderweidewirtschaft vom Südtiroler Schnalstal ins hintere Tiroler Ötztal, die heute immaterielles UNESCO-Kulturerbe ist.
Viele Vorträge, Diskussionen und Kohr-Cafés sind heuer, im 35. Jahr von TAURISKA, dem Thema Schaf gewidmet. Richard Vill von der Europäischen Textilakademie wird über die schön gewebten Teppiche aus dem Osttiroler Defereggental sprechen. Susanna u. Christian Vötter werden das Projekt wird im Oktober am „Festival Textile Manufacture“ in Südtirol vorstellen.
Text: Christine Schweinöster
Fotos: © Tauriska, 2020