Die Ganztagesveranstaltung wurde von Dr. Lars Meeß-Olsohn, Initiator des Netzwerkes TEXTILE-ARCHITEKTUR, sowie von der engagierten Leopold Kohr®-Akademie und der Europäischen Textilakademie mit regionalem Bezug organisiert.

Über 60 Teilnehmer fanden sich am Freitag, 14. Oktober, in der Historischen Bibliotheksaula der Universitätsbibliothek ein, wo die Wertschöpfungskette im textilen Bauen anhand der Themengebiete Projekte, Material und Engineering anschaulich für Architekten abgebildet wurde.

Vom Filament über das Gewebe zur Konfektion und Installation

Die Spanne der Leicht- und Membranbautechnologie wurde bereits erkennbar durch die Vorträge zweier Spezialisten, die unweit von Salzburg ansässig sind: Ausgehend von der Herstellung von Garnen als Ausgangsstoff, welche exemplarisch die Firma Lenzing Plastics GmbH erläuterte, konnte Herman Meisel aus Pinsdorf anhand der Projektvorstellung der charmanten Halbjahresüberdeckung von Schloß Neuwildenstein in Bad Goisern die diffizilen und baupraktischen Hinweise für das Einbringen in eine historische Bausubstanz aufzeigen.
Aber auch der neue Hauptbahnhof von Salzburg selbst bot mit seinen über 6.000 m² großen Folienkissen und Membranflächen ein herausragendes Beispiel für den modernen und gestalterisch zurückhaltenden Umgang durch Ceno Membrane Technology. Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter sprachen die transdisziplinäre Weiterentwicklung der Gesellschaftsphilosophie von Leopold Kohr, ausgezeichnet mit dem Alternativen Nobelpreis, an:

Es ist einer noch jungen Technologie geglückt, Aufmerksamkeit und Anerkennung dafür zu gewinnen, wie ein Gebäude bzw. die Dächer über die Geleise mit flexiblen Hüllen verspannt werden können, ohne als Fremdkörper zu wirken. Ganz im Gegenteil, es sieht so aus, als wäre dieses Dach schon immer da gewesen. Es vereint ein altes, historisches Umfeld harmonisch mit einer völlig neuen Technik.

Prof. Alfred Winter in seinen einführenden Worten und der Salzburger Architekt Christoph Müllauer gaben eine Interpretation dessen ab, was die technischen Textilien, Gewebe und Folien als „fünfter Baustoff“ zu leisten imstande sind, sozusagen als neue Komposition im Zusammenwirken mit den klassischen Materialien Holz, Metall, Glas und Stein.

Ein Beispiel für die Schnittstelle stellten die Vorträge der Dr. Günther Kast GmbH und der Ellermann GmbH dar, zeigten Sie doch u.a. die Herstellung und den Einsatz nichtbrennbarer und sprinklerfähiger Glasgewebe, sowie die Interaktion von Geweben mit Licht im Sinne einer szenografischen Projektierung. Die Leichtigkeit in der vielfältigen Erscheinung textil geprägter Strukturen führte die Textil Bau GmbH aus Hamburg mit der Vorstellung kürzlich umgesetzter Membranbauten aus, wohingegen Hahner Stahlbau GmbH die Fertigstellung eines anspruchsvollen „Stahlbau-Puzzles“ für das Mitoseum in Bautzen mit mehreren Hundert Folienkissen vorstellte. Hier wurden die Auswirkungen des parametrischen Entwerfens auf die Produktion dokumentiert.

Die Fa. technet GmbH stellte die Eigenheiten der Formfindung im Gegensatz zur Formgebung klassischer Entwurfsansätze anhand Ihrer Ingenieursoftware Easy vor und der berühmte „Fürstaller-Globus“ (um 1770) der Bibliotheksaula diente als Erläuterungsmodell für geodätische Linien.

Schlussendlich wurde mit der Vorstellung eines neuen Sonnensegel-Konzeptes durch Rainer Wronka die innovative Roll- und Wickeltechnik anhand eines C4Sun Segels auf dem Furtwänglerplatz veranschaulicht: Mit nur geringen Kräften ist es möglich, aufgewölbte und damit wind- und regenfeste Überdachungen zu realisieren und gleichzeitig eine hohe Aufenthaltsqualität zu erzeugen.

Ein weiteres Ausstellungsobjekt stellt die Fa. MDT-tex GmbH zur Verfügung: Wandelbare Schirme, deren Beleuchtung durch integrierte Solarmodule gespeist wird. Auch im kleinen Maßstab sind heute Hightech-Lösungen mit Textil möglich.

Gruppenbild der TeilnehmerInnen am Symposium TEXTILE ARCHITEKTUR in Salzburg:
Foto: Tauriska